27 Jan Geld Geld Geld…
…must be funny, in a rich mans world. Nicht nur ABBA sangen in ihrem weltberühmten Song über die Magie des Geldes. Geld kann Wünsche erfüllen, aber es kann auch zerstören. Es ist ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Miteinanders und omnipräsent. Doch wer befasst sich mit dem kulturellen Ursprung des Geldes, seiner Gestaltung und seiner Geschichte? Niemand anderes, als die Bundesbank selbst, die gesammelt und dokumentiert hat und in einer sehr kompetenten Dauerausstellung einen anderen Blick auf das Geld gewährt.
Von Susanne Filter
Fotos: Uwe Nölke / Nils Thies
Wir sprachen mit Dr. Ulrich Rosseaux, Leiter des Geldmuseums der Deutschen Bundesbank. Dagobert Duck haben wir dort nicht gefunden, dabei ist er doch eine der berühmtesten und perfekt stilisierten Disney Figuren, die Reinkarnation des Geldes mit Weltruhm. Doch das Museum entpuppt sich als wahre Schatzkiste.
Die Geschichte des Geldes, wie weit geht diese zurück in Ihrem Museum?
Die ältesten Münzen datieren aus der Zeit um 600 v. Chr. und sind somit mehr als 2.600 Jahre alt. Die ältesten erhaltenen Geldscheine – sie stammen aus China – sind dagegen weit jünger: sie bringen es auf rund 650 Jahre.
Wird Geld bald nur noch museal sein?
Nein, das ist nicht abzusehen. Komplexe, arbeitsteilige Gesellschaften sind ohne ein allgemeines Tauschmittel, das gegen jede andere Ware oder Dienstleistung eingetauscht werden kann – kurz gesagt: ohne Geld –, nicht vorstellbar. In Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern spielt Bargeld immer noch eine wichtige Rolle. Daneben verwenden wir heute selbstverständlich auch Buchgeld, also das Geld auf unseren Bankkonten. Künftig könnte auch digitales Geld eine Rolle spielen. Aus musealer Sicht ist schon das Buchgeld eine Herausforderung, denn Guthaben auf elektronisch geführten Bankkonten lassen sich nicht in Vitrinen zeigen.
Geld hatte immer auch einen kulturellen Wert. Welchen Wert hat Geld heute?
Hier gilt es zweierlei zu unterscheiden. Zum einen gibt es den tagesaktuellen Wert des Geldes im Sinn seiner Kaufkraft, ausgedrückt in den Preisen für Waren und Dienstleistungen. Zum anderen geht es um den Stellenwert des Geldes in einer Gesellschaft. Als allgemeines Tauschmittel, als Wertspeicher und als Recheneinheit, ist Geld wesentlich für ein effizientes Wirtschaftssystem und strahlt damit auch auf andere gesellschaftliche Bereiche aus.
Geld bedeutet immer auch Macht. Was sind heute die Symbole der Macht? Sind diese Symbole genauso klar ersichtlich für jedermann?
In der Geschichte waren immer diejenigen, die das Geld herausgaben und in Umlauf brachten, auch diejenigen, die sich selbst und ihre Symbole dort zeigten. Daher finden wir auf historischen Münzen vornehmlich die Portraits von Kaisern, Königen und anderen Fürsten zusammen mit ihren Wappen. Da es heute in der Regel Staaten sind, die Geld emittieren, zeigt das Geld die Symbole der Staaten wie das aktuelle Staatsoberhaupt, das Staatswappen oder historisch bedeutsame Persönlichkeiten. Bei den Eurobanknoten haben sich die Mitgliedstaaten der Währungsunion für die verschiedenen architektonischen Stilepochen der europäischen Geschichte als Motive entschieden. Damit wird das alle verbindende kulturelle Erbe betont. Bei den Euromünzen gilt dies für die gemeinsame Seite, während die nationale Seite Akzente der einzelnen Staaten zeigt. Wer sich das Eurobargeld genau anschaut, kann interessante Entdeckungen machen.
Welche Währung gefällt Ihnen optisch am besten?
Mir persönlich gefällt zum Beispiel das Design der neuen Euro-Serie gut. Im Geldmuseum gibt es eine große, auf drei Glaswände verteilte Installation, die einen Geldschein von jeder Währung der Welt zeigt. Wenn man davor steht, kann man gerade bei kleinen Ländern oft sehr schön und fantasievoll gestaltete Geldscheine finden. Hier einen eindeutigen Favoriten zu nennen, fällt mir schwer.
Welche ungewöhnlichen oder geheimnisvollen Geschichten rund ums Geld können Sie erzählen? Gibt es Geheimnisse, die das Museum beherbergt?
In jedem der vier großen Themenbereiche unserer Ausstellung – Bargeld, Buchgeld, Geldpolitik oder Geld global – gibt es interessante und ungewöhnliche Themen zu entdecken. Wissen Sie beispielsweise wie Buchgeld entsteht? Wie die Inflationsrate im Euroraum berechnet wird? Oder welches Geld die Bundesbank jahrzehntelang in einem Bunker versteckte? Wenn Sie die Antworten auf diese und viele andere Fragen rund um das Thema Geld kennen lernen wollen, ist das Geldmuseum der richtige Ort.
Was ist Ihr wertvollster Schatz im Museum?
Das ist ganz ohne Zweifel unser Brutus-Aureus: Eine römische Goldmünze, die von Marcus Iunius Brutus aus Anlass der von ihm selber zusammen mit anderen verübten Ermordung Julius Cäsars geprägt wurde. Brutus wollte damit an die Tat erinnern, die er und seine Mittäter als Rettung der Römischen Republik vor der Alleinherrschaft Cäsars betrachteten. Die in unserer Ausstellung befindliche Goldmünze ist auf der ganzen Welt das einzige gesichert echte Exemplar ihrer Art.
Geld hat der Teufel erfunden. Sind Sie auch der Meinung?
Nein, diese Vorstellung beruht auf einer literarischen Fiktion, die in besonders schöner Form in Goethes Faust II nachzulesen ist. Dort ist es Mephisto, der Papiergeld – also Geld aus dem Nichts – erschafft, um die finanziellen Nöte des Kaisers zu beheben. Für Goethe und seine Zeitgenossen war Papiergeld vor mehr als 200 Jahren tatsächlich noch etwas Neues und Ungewohntes. Denn anders als die damals aus Gold oder Silber bestehenden Münzen hatte Papiergeld keinen Materialwert. Heute ist für uns sogar das elektronische Buchgeld ganz selbstverständlich, obwohl man es nicht mehr wie Papiergeld in der Hand halten kann.
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