Kaleidoskop der Wirklichkeit - Quality Magazine
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Kaleidoskop der Wirklichkeit

Wunderkammern waren Kuriositätenkabinette, Galerien und wissenschaftliche Sammlungen in einem. Zu ihrer Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert verbanden sie Kunstwerke, Naturalien, Artefakte und Preziosen zu einer Traumwelt, die staunenden Gästen mit einer Mischung aus Neugierde und Nervenkitzel vorgeführt wurde. Auf der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig erlebt die Wunderkammer eine fulminante Wiederkehr.

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Robert Kusterle, Fotografien von beunruhigenden Metamorphosen, hier „Volo notturno“.

Ihren Augen entging fast nichts: Auf ihren Reisen trugen wohlhabende Bürger, Fürsten und Könige ab Mitte des 16. Jahrhunderts nicht nur seltene, kostbare und schöne Dinge zusammen. Auch das Absonderliche, bisweilen Ekelige und Angsteinflößende wurde mit Vorliebe gesammelt und auf dichtem Raum gemeinsam präsentiert. Ihrem Namen haben Wunderkammern tatsächlich alle Ehre gemacht, in denen Gemälde, Kupferstiche und Plastiken auf wissenschaftliche Instrumente, Globen, Skelette, Fossilien, Mineralien und exotisches Kunsthandwerk trafen. Der Anspruch der Wunderkammern ging über die Anhäufung von Reichtümern weit hinaus. Als mit der Renaissance ein neues Interesse an Wissenschaft und Forschung einsetzte, sollte die Beschaffenheit der Welt so facettenreich wie möglich eingefangen werden. Nicht ohne Grund wurden die ersten Wunderkammern von Gelehrten aufgebaut, die über einen unmittelbaren Zugang zur Wissenschaft verfügten. Eine erste umfassende Dokumentation einer Wunderkammer veröffentlichte der neapolitanische Apotheker Ferrante Imperato im Jahr 1599 und machte seine bislang im Privaten verschlossene Sammlung einem größeren Publikum zugänglich. Dieser Katalog, der unter dem Titel „Dell‘historia natural“ erschienen ist, unterteilte die Bestände nach Tieren, Pflanzen und Mineralien. Seine Wunderkammer glich einer begehbaren Enzyklopädie, ohne deren Anspruch auf Vollständigkeit oder wissenschaftliche Genauigkeit zu erheben. Auch Mythen und Phantasiegestalten wurden mit eingebunden, indem einige Fundstücke als „echtes Einhorn“ oder „ein Glas voll Drachenblut“ betitelt wurden. Die Wirkung der Wunderkammern ging auf diese Weise über das Abbilden des Realen weit hinaus. Sie verbanden Naturalien, Artefakte und Preziosen zu einer Traumwelt, die den staunenden Gästen mit einer Mischung aus Neugierde und Nervenkitzel vorgeführt wurde.

…den gesamten Text und weitere spannende Themen wie “Dem Licht entgegen – Gino Sarfatti, der Meister des modernen Lichts”, “Es gibt sie doch, die Heinzelmännchen – der stille Service im Hause Kempinski” lesen Sie in Ausgabe 32 ‘Quality Artefact’.

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