25 Apr Cartier pour l’art contemporain
Es war einst ein Skandal. Vor ca. 30 Jahren entdeckte man in Asien bei einer Zufallskontrolle mehrere tausend gefälschte Cartier Uhren. Der damalige CEO des bereits zu diesem Zeitpunkt sehr erfolgreichen Französischen Unternehmens stand vor einem Problem: Was tun mit diesen Bergen an Uhren, die nie wieder auf den freien Markt gelangen durften?
Kreativität war immer die Stärke von Cartier. Wen wundert es, dass daraus eine der attraktivsten Art Fondations geboren wurde. Aus der Fälscher Ware wurde Kunst und die Cartier Art Fondation ward geboren, die in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag feiert.
Der Festakt, der im Mai im speziell für die Fondation erbauten gläsernen Bauwerk von Jean Nouvel am Boulevard Raspail stattfand, war intim und glamourös zugleich.
Alain Dominique Perrin, Präsident und Gründer der Fondation Cartier pour l’art contemporain, konnte nicht nur die sehr illustre Runde der ausstellenden Künstler der letzten 30 Jahre begrüßen, in einer art best of all, sondern auch gleich drei französische Kultusminister. „Cartier geht es hierbei um ein dauerhaftes Engagement für Kunst in völliger Freiheit und um den Mut, immer wieder Neues zu wagen, weiter zu gehen, als irgendjemand sonst es bisher getan hat – Werte, die für das Haus Cartier seit seinen Anfängen besonders wichtig sind.“
Issey Miyake, der erfolgreiche und zugleich sehr zurückhaltende Japaner, zusammen mit der sehr exaltierten und wie immer eigensinnig wirkenden Nan Goldin, die nach wie vor am liebsten durch ihre Fotografie kommuniziert, oder Alessandro Mendini, der sanfte, 83-jährige Italiener, geduldig alle Fragen beantwortend, bildeten einen ebenso bunten Rahmen, wie die Kunstwerke an sich. Weitere große Namen waren unter anderem der französische Aktionskünstler Fabrice Domercq, der in New York lebende chinesische Künstler Cai Guo-Qiang wie auch der australische Designer und Unternehmer Marc Newson, der sich bereits in der Forbes Liste der einflussreichsten Menschen wiederfand.
Künstler und ihre Kunst ganz nah beieinander und unmittelbar vergleichbar entwickelten eine ganz eigene Qualität. Da war Chéri Samba, einer der erfolgreichsten afrikanischen Künstler, der nach wie vor zwischen Paris und seiner Heimat Kongo pendelt. Seine großen Bilder sind farbenfroh und von einer unglaublichen Ästhetik, obwohl sie sehr ernste Themen vermitteln.
Der 58-jährige Chéri Samba, sehr stylish mit selbst kreierter Mode, wollte auch mit seinem optischen Auftritt ein Statement setzen. Er kleidete sich mit demselben Jacket, welches er bereits zu seiner damaligen Ausstellungseröffnung in der Cartier Fondation getragen hat. „Es ist nicht nur die Erinnerung daran, sondern ich wollte bewusst etwas Altes in einen neuen Kontext setzen. Es hat die Zeiten überdauert und indem ich es heute trage ist es neu und alt zugleich.“
Jeder Künstler präsentierte eine ganz eigene Sicht auf seine Arbeit in Korrelation zu Cartier. Hélène Kelmachter, eine der drei Kuratorinnen, hat in den vergangenen 30 Jahren viele Ausstellungen und Künstler begleitet und demzufolge auf viele ausgestellte Werke eine eigene, sehr persönliche Sicht. Ihr Lieblingsexponat, die „15 Brise-lames de Saint Malo“ von Raymond Hains, „der leider in 2005 gestorben ist, aber seine Kunst und somit auch er selbst sind ganz präsent für mich. Seine künstlerische Präsenz ist für mich die Würdigung seiner Arbeit in Memoriam. Es berührt mich, sein Werk zu sehen und ich fühle, er ist hier, obwohl er physisch nicht mehr hier sein kann. Er war ein wunderbarer Mensch und Künstler“.
Für alle, die eines der vielen Highlights in dem Jubiläumskalendar der Fondation miterleben wollen, stehen bereits viele Events vor der Tür. Von Oktober bis März findet im Rahmen des 30-jährigen Bestehens eine Architekturausstellung des Designstudios Diller & Scofidio statt.
Photo : Thomas Salva / Lumento
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