18 Jun Bester Schnitt
Gucci, Armani, Prada, Ferragamo – die Via Montenapoleone in Mailand ist ein Mekka für Fashion Victims. Doch zwischen all den glamourösen Boutiquen berühmter Labels versteckt sich das wahre Kleinod der eleganten Shoppingmeile. Ein bezaubernder Laden, vollgepackt mit Nostalgie und Raritäten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. G. Lorenzi prangt in schlichten Lettern auf den Schaufenstern. Ein Name, bei dem Kenner in Verzückung geraten.
Die Klientel ist erlesen. Man trifft auf Gourmets, Genießer, Schöngeister, Exzentriker und Sammler. Das älteste Geschäft in der Via Montenapoleone ist eine Offenbarung für alle, die schon alles haben. Exquisite Trüffelhobel, feinste Rasierpinsel mit Schildpattgriff, edle Necessaires, filigrane Austerngabeln, elegante Gehstöcke und Messer, deren Damaszenerstahlklingen im Licht aufblitzen. Mittendrin Aldo Lorenzi. Er kennt alle Schätze, weiß, woher sie kommen, wer sie gemacht hat und für wen sie geeignet sind. Sein Vater, Giovanni Lorenzi, legte 1929 mit Schleifarbeiten den Grundstein für den Messerladen mit Kultstatus. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Nachfrage nach handgefertigten, individuellen Produkten immer größer wurde, nutzte der gelernte Schleifer die Gunst der Stunde. Er erfüllte jeden noch so speziellen Wunsch und machte sich schnell einen Namen. Tradition vereint mit Präzision und Solidität, das kam gut an, und tut es noch immer. Diese Philosophie haben auch Giovannis Nachkommen verinnerlicht, seine Söhne Franco und Aldo. Die Lorenzis sammeln, fertigen und perfektionieren ausgesuchte Kostbarkeiten, so wie sie es gelernt haben. Inzwischen ist aus der kleinen Schleiferbutze in der Via Montenapoleone ein angesehenes Geschäft geworden. In zahlreichen Glasvitrinen warten rund 20.000 Luxusutensilien auf neue Besitzer. Nicht alles, was bei G. Lorenzi feilgeboten wird, stammt aus der eigenen Manufaktur. Aber nur selten werden angekaufte Produkte „unbehandelt“ weiterveräußert. Sie werden auf erlesene Weise von renommierten Kunsthandwerkern veredelt. Hier eine goldene Applikation oder ein Griff aus Horn, dort etwas Perlmutt und eine Verzierung aus Silber.
Bei G. Lorenzi scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Und dennoch, oder gerade deswegen, ist der Laden mit seinem Annodazumal- Charme über Mailands Grenzen hinaus Kult. Wer auf der Suche nach etwas Einzigartigem ist, wird hier fündig. Ein Zahnpastatuben-Ausdrücker aus Rosenholz und Chrom, ein Zigarrenkasten im Taschenformat mit Mini-Humidor aus Straußen-, Büffel-, Krokodil- oder Echsenleder. Das Angebot ist überwältigend. Alleine das Pfeifenportfolio mit über 1.000 Modellen ist eine Attraktion. Pfeifen für die Dame, den Herren, für den Tag, für den Abend, aus Horn, Elfenbein oder Plexiglas. Natürlich ist auch die Messerauswahl gigantisch. Jeder Anspruch findet die perfekte Klinge. Frank Sinatra hat hier auch schon mal eingekauft, ein außergewöhnliches Taschenmesser für seine Sammlung. Die Italiener legen allergrößten Wert darauf, eine „bella figura“, einen guten Eindruck zu machen. Bei G. Lorenzi in der Via Montenapoleone findet „la bella figura“ ihre kultivierte Vollendung. Die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft bleibt außen vor. Drinnen ist nur Platz für zeitlose Schönheit.
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